- Prozesstheologie
- Prozẹss|theologie,eine v. a. in Nordamerika beheimatete, aber zunehmend auch in Europa Einfluss nehmende Richtung philosophischer Theologie, deren philosophisches Fundament auf der metaphysischen Kosmologie A. N. Whiteheads gründet. Die Wirklichkeit wird als Prozess des Übergangs von einer wirklichen Entität (actual entity) zu einer anderen verstanden, in dem Gott einerseits in seiner Urnatur aus reinen Möglichkeiten strukturierend Neues heraussetzt und andererseits die so gewordenen Konkretionen in seiner Folgenatur in sich bewahrt, die dann wiederum als nun vergangener Moment in den Prozess neuerlicher Konkretwerdung transformiert mit eingehen. Gott tritt somit durch den Zusammenhang von Urnatur und Folgenatur in eine Wechselbeziehung zur Welt: Gott und Welt schaffen sich gegenseitig. Hauptvertreter der Prozesstheologie sind Charles Hartshorne (* 1897), John Boswell Cobb (* 1925) und Schubert Miles Ogden (* 1928). In der neueren theologischen Diskussion hat die Prozesstheologie die Überlegungen zu einer Theologie der Natur, die das Gott-Welt-Verhältnis neu thematisieren kann, beeinflusst. Als eine moderne Form metaphysischen Denkens sucht sie Natur- und Geisteswissenschaften zu verbinden und der klassischen Metaphysikkritik zu begegnen. Auf katholischer Seite wird zudem eine Verbindung zum evolutiven Denken von P. Teilhard de Chardin versucht.J. B. Cobb: Christl. Glaube nach dem Tode Gottes (a. d. Engl., 1971);A. N. Whitehead: Prozeß u. Realität (a. d. Engl., 21984);M. Welker: Universalität Gottes u. Relativität der Welt (21988);I. Claus: Intensität u. Kontrast. Eine Auseinandersetzung mit der Gottesvorstellung ausgew. Entwürfe der Prozeßtheologie (1994).
Universal-Lexikon. 2012.